Interview mit Magdalena Herrera, Director of Photography, Geo (Frankreich)

Der Leica Oskar Barnack Award (LOBA) geht in seinem vierzigsten Jahr neue Wege. Das Verfahren stützt sich erstmals auf die Empfehlungen von rund 70 international renommierten Experten der Fotografie-Community. Mittlerweile sind ihre Vorschläge alle eingetroffen, so dass nun die nächste Phase des Wettbewerbs beginnt. Heute können wir eine weitere Nominatorin vorstellen: Magdalena Herrera ist Director of Photography bei „Geo“ (Frankreich) und verfügt über langjährige Erfahrung mit Fotowettbewerben.

Welche Bedeutung hat der LOBA Ihrer Meinung nach?

Leica ist eine prestigeträchtige Marke in den Händen der berühmtesten und talentiertesten Fotografen. Mit der erhöhten Dotation in diesem Jahr ist der Preis eine fantastische Belohnung für jeden Fotografen.

Was ist aus Ihrer Sicht das Besondere am LOBA?

Die Anzahl der Nominierenden aus der ganzen Welt und die Tatsache, dass die zu nominierenden Werke ungesehen oder unveröffentlicht sein müssen, was sowohl für den Fotografen als auch für den Nominierenden eine Herausforderung darstellt.

Können Sie uns einen Einblick geben, wie Sie bei der Auswahl Ihrer Vorschläge für den LOBA vorgegangen sind?

Als Nominatorin für den LOBA habe ich versucht, mich auf die besonderen Merkmale dieses Preises einzustellen. Außerdem wollte ich eine Mischung aus dokumentarischen Ansätzen (journalistisch und ästhetisch) und ein Gleichgewicht zwischen männlichen und weiblichen Fotografen.

„Der LOBA ist einer der prestigeträchtigsten Auszeichnungen und er verdient es, noch bekannter zu werden.“

Welche Vorteile sehen Sie in einer Vorauswahl durch internationale Experten?

Die Garantie kultureller Vielfalt.

Welche Anstrengungen sollten unternommen werden, um sicherzustellen, dass das Bewerberfeld so vielfältig wie möglich ist?

Es sollten Nominierende aus der ganzen Welt und aus allen Bereichen der Dokumentarfotografie durch Fotografen, Kuratoren, Redakteure und Lehrende vertreten sein. Vielfalt bedeutet auch Vielfalt der sozioökonomischen Hintergründe – was am schwierigsten ist: Fotografie ist teuer und zeitaufwendig und erfordert ein internationales Netzwerk.

Was würden Sie jungen Fotografinnen und Fotografen raten, um für eine Unterstützung sichtbar zu werden?

Geben Sie Ihrer Arbeit eine Identität, bereiten Sie Ihre Shootings gut vor und vor allem: Treffen Sie eine schlüssige Auswahl Ihrer Aufnahmen. Sorgen Sie für eine gute Website oder Instagram-Feed und versuchen Sie, so viele Redakteure oder Kuratoren wie möglich bei Festivals, Workshops etc. zu treffen.

Wie schätzen Sie die Situation auf dem aktuellen Fotomarkt ein?

Die Fotografie ist immer noch so faszinierend wie eh und je. Sie ist immer noch einzigartig in Ihrem Verhältnis zur Realität und sie findet immer neue Formen und Plattformen, um sich auszudrücken. Es ist die Ökonomie der Fotografie, die heute Fragen aufwirft. Das gilt auch für die Position des Fotografen: Ist er Künstler, Journalist, Unternehmer?

Welche Wünsche und Hoffnungen haben Sie für die Fotografie der Zukunft?

Hier reicht ein Wort: Freiheit.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir sind auf Ihre Nominierungen gespannt.

Magdalena Herrera
Director of Photography, GEO Frankreich

Als Tochter einer Künstlerfamilie in Havanna geboren, verließ Herrera bereits als Kind Kuba, studierte an der Pariser Sorbonne Bildende Kunst und Kunstgeschichte, bevor sie ihre Karriere als Grafikdesignerin und Artdirector begann. Für zehn Jahre war sie Artdirector und Leiterin der Fotoabteilung bei „National Geographic“ (Frankreich), bevor sie als Director of Photography zu „Geo“ (Frankreich) kam. Parallel zu ihrer journalistischen Arbeit leitet sie Workshops und Seminare auf der ganzen Welt, die von der World Press Photo Foundation organisiert werden. Sie ist regelmäßig Jury-Mitglied internationaler Fotografie-Wettbewerbe und war 2018 Vorsitzende des World Press Photo Awards.

Porträt: © Ahmed Hayman